Blogeintrag von Beate

Ein Beitrag zur Sammlung „unnützes Wissen“

Ich habe in der Volksschule im Sachunterricht ein Referat über den Glockenturm und die Liesel halten müssen. Seit nunmehr 40 Jahren kann ich immer noch das Gedicht, das in der Glocke eingraviert ist,  auswendig.

„Eine Glocke heiß´ ich,

nur Hohes preiß´ ich,

verkünde fröhliche Feste,

beklage der Sterblichen Reste.

Naht Krieg und Wettersturm

scheuch´ ich sie fort vom Turm.

Ruf euch zur Kirche helle,

bleib selbst an dieser Stelle.“

Anscheinend hat das Gedicht damals sehr viel Eindruck auf mich gemacht.  Beate
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Beate hat mir heute als Ergänzung zu Joninas Schlossbergbericht diesen Blogbeitrag zukommen lassen, wodurch ich darüber nachgedacht habe, wie viel unnützes Wissen sich die Kinder im Laufe der Zeit wirklich aneignen, und nutzt es ihnen wirklich nichts? 

Ein Beispiel aus unserem Volksschullehrplan für Sachunterricht fällt mir dazu ein. Ein Kind sollte jedes Semester ein Tier näher kennen lernen (Körperteile, Feinde, Nachwuchs...) - das machen wir auch und die Kinder lieben Tierbeschreibungen. Dabei geht es allerdings nicht primär darum - zu wissen, dass zB. der Schwanz des Fuchs Rute heißt. Der Weg ist das Ziel! Ich lasse die Kinder dabei immer selbst ein Tier auswählen (denn wir wissen ohne Interesse pauken geht in der Volksschule gar nicht - bzw. bleibt nichts länger als ein paar Wochen) und sie dann "kompetenzorientiert" daran arbeiten zu lassen. Für die Arbeit an der Beschreibung eines Tieres, muss das Kind vieles an Vorwissen mitbringen: 
- Woher bekomme ich gute Informationen über ein Tier?
- Was ist bei der Beschreibung eines Tieres wichtig?
- Wie kann ich von einem Text wichtige Informationen rausfiltern?
- Wie kann ich diese Informationen interessant präsentieren?
- Wie präsentiert man überhaupt?
- Kann ich das überhaupt, trau ich mich das? (Selbstwert...)

Den Kinder ein AB nach dem Schema Lückentext zu kopieren, würde meiner Meinung nach in die Sammlung "unnützes Wissen" fallen, bzw. gar nicht ins persönliche Wissen aufgenommen werden. Dies würde eher dem Ziel aus Deutsch "Sätze richtig vervollständigen können" nützen. 

Das Dilemma am Sachunterricht in der Volksschule ist meiner Meinung nach auch, dass es im Bereich RAUM (Länderkunde) zum Beispiel vom Kleinen zum Großen aufgebaut ist. 
1. und 2. Schulstufe - mein Schulhaus und Umgebung
3. Schulstufe - mein Heimatort und mein Bezirk
4. Schulstufe - mein Bundesland, erste Erkenntnisse über Österreich und die EU

1. Unterstufe (1. NMS) - Österreich....

Maria Montessori sagt, die Kinder müssen zu erst das Ganze erfassen können um sich mit Details zu beschäftigen:

„... sein (das Kind, P. W.) Interesse wendet sich allen Dingen zu, denn alle sind sie verbunden und haben ihren Platz im Universum, das im Mittelpunkt seines Denkens steht. Die Sterne, die Erde, die Gesteine, alle Formen des Lebens bilden in enger Beziehung untereinander ein Ganzes; und so eng ist die Beziehung, dass wir keinen Stein begreifen können, ohne etwas von der großen Sonne zu begreifen! Keinen Gegenstand, den wir berühren, ein Atom oder eine Zelle, können wir erklären ohne Kenntnis des großen Universums.“ 


Maria Montessori, Kosmische Erziehung, 1988, S. 42


Von Planeten und Kosmos steht in unserem Lehrplan allerdings nichts und ist erst für die Oberstufe gedacht. Zum Glück kann man im Zuge der Projekte und zum Jahreskreislauf trotzdem diese Themen behandeln. Das Interesse der Kinder ist nicht zu bremsen. Ganz ehrlich, unsere Kinder in der Volksschule wollen nicht die Berge neben dem Schulhaus benennen können (noch nicht), ihr Augemerk reicht weit hinaus von unserem Planeten - und Fragen die von den Kinder kommen in der Schule nicht zu behandeln, ist für mich fast ein Verbrechen ; )

Um zum Thema zurück zu kommen, es gibt durchaus unnützes Wissen in unserem Kopf, dass uns doch einmal etwas genutzt hat, vielleicht nicht die Erkenntnis selbst, sondern die Erfahrungen die ich bis zur Erkenntnis gemacht habe. 

Und dieses Gedicht ist doch voll nett - find ich. Werd  nächste Woche gleich den Kindern davon berichten und wir werden gemeinsam überlegen was damit gemeint ist. Wir haben im Zuge unserer Führung gar nicht erfahren, dass auf der Liesl ein Gedicht seht, das finde ich schon spannend.  Und mit deiner Geschichte dazu, liebe Beate, ist das für die Kinder bestimmt spannend ; )

Danke für deinen Beitrag, über den man wahrscheinlich bis ins Unendliche diskutieren kann (Wozu habe ich mich so mit den Kurvendiskussionen in Mathematik geplagt...)..... usw.

Bis bald, Carina

Wer noch nicht genug unnützes Wissen in seinem Kopf hat: Viele Homepagen beschäftigen sich damit und versorgen bei Bedarf mit viel unnützlichem Wissen:
http://www.unnuetzes.com/wissen/
http://www.unnuetzeswissen.info
http://nicht-so-wichtig.de
http://wissen.schoelnast.at


 
Halloween polarisiert in Österreich. Am häufigsten hört man von Kritikern, wir wären hier in Österreich und sollten nicht ständig Bräuche von der USA annehmen und unsere eigenen vernachlässigen. Andere wiederum lieben Halloween. Fakt ist das Halloween eine magische Anziehungskraft auf Kinder hat. Kinder lieben es sich zu verkleiden, sich in der Freizeit zu treffen, Kinder lieben Gruselgeschichten, Geister, Hexen und Co. Also warum nicht? Es ist eine weitere Möglichkeit im Jahr sich zu verkleiden und Spaß zu haben. Die heimischen Faschingsbräuche im Februar verlieren deswegen bestimmt nicht an Bedeutung - die Kinder vergessen bestimmt nicht daran sich im Fasching zu verkleiden, Krapfen zu essen und viele andere Bräuche vor der Fastenzeit zu leben ; )

(...außerdem kommt der Brauch gar nicht aus der USA - nachzulesen in den Lapbooks der Kinder ; )

Erholsame Tage euch allen mit euren Kindern!
Carina